Friday, March 21, 2008

warum Charakteranimation keine Kunst ist

Charakteranimation hat zwar Ähnlichkeiten mit verschiedenen
Kunstrichtungen und enthält Elemente, die man als Kunst sehen
könnte, aber man kann sie, genau genommen, trotzdem
nicht als Kunst bezeichnen. Nur mal angenommen man würde sie
ein bisschen als Kunst gelten lassen, ( was nicht geht, da man ja auch
nicht "ein bisschen schwanger" sein kann ) könnte sie nie von Künstlern
unterrichtet werden, die momentan Kunst unterrichten. Und zwar
deswegen, weil Kunst von Geisteswissenschaftlern unterrichtet und
betrieben wird und Geisteswissenschaftler Technik nicht ausstehen
können. Dieser Umstand hat eine sehr lange Geschichte, die bis in die
Renaissance zurückreicht und in Florenz beginnt. Der florentiner
Michelangelo wieß darauf hin, daß Kunstschaffen im Kopf stattfände,
also eine intellektuelle Angelegenheit sei. Von da ab galt Kunstschaffen
als etwas Intellektuelles. Der Intellektuelle bedient sich eines Hand -
werkers oder Technikers um seine geniale Idee umzusetzen.
Als Ausdruck des Intellekts galt damals die gezeichnete Linie,
und große Künstler wie Michelangelo oder Tizian begnügten sich oft
damit Bilder zu konzipieren und Vorzeichnungen anzufertigen, die
dann von Technikern oder Handwerkern, meist Schhülern ausgeführt
werden sollten. Er steht damit also geistig über dem Techniker, der nur
für die praktische Umsetzung zuständig ist. Heute würde man vielleicht
von "Michelangelo Productions" oder "Tizian productions" sprechen und
die beiden wären Art -Direktoren oder "creative directors". Dann wären
sie allerdings auch keine Künstler, da Art Direktoren und "creative
directors" aus heutiger Sicht im Bereich "angewandte Kunst" tätig sind und
heutige geisteswissenschaftliche Künstler mögen auch keine "angewandte
Kunst". Ich kann nur mutmaßen warum dem so ist. Weil die "angewandte
Kunst" vielleicht nicht frei von äußeren Einflüssen aus einem Individuum
herausgeflossen ist, sondern inhaltlich von einem Auftraggeber, und einem
kommerziellen Zweck beeinflußt ist. Vielleicht stört es damit den reinen
Ausdruck des Individuums ? Oder wird dem Anspruch der Originalität
nicht gerecht ? Tizian hat Zeit seines Lebens
angewandte Kunst betrieben. Und noch dazu war er ein ausgezeichneter
Techniker, was ihn doppelt verdächtig machen sollte. Ich weiß auch nicht
warum Tizian Kunst sein soll. Ich wollte eigentlich einen etwas
ordentlicheren Text schreiben, irgendwas, mit einem Argument das
zweimal ironisiert ist, damit ich nicht wie ein Klugscheisser rüberkomme,
oder missionarisch wirke, aber jetzt ist mir nochwas eingefallen und ich
würde gerne einen Antrag an die Allgemeinheit richten. Mir kommt es so
vor als ob die Kunst mit anfang der Romantik angefangen hat über sich
selbst und ihre Ausdrucksmittel nachzudenken. Über ihre eigenen
darstellerischen Möglichkeiten. Seitdem wird man irgendwie schief
angeschaut wenn man in seinen Bildern was erzählt. Man ist dann ein
Illustrator. Man liefert ja nur Bilder für eine Geschichte,
und macht selbst keinen intellektuellen inhaltlichen Beitrag. Wer heute
was erzählt in seinen Bildern, hat in Kunst nichts verloren und gehört
eher in die Kategorie Handwerker oder Techniker. Es gibt schon
teilweise Ausnahmen. Neo Rauch erzählt in seinen Bildern. Früher
durfte man in seinen Bildern erzählen. Man durfte auch Witze machen.
Tizians pinkelnder Engel. Kein Problem. Heute ist das getrennt.
Sieht man auch auf höchster offizieller künstlerischer Ebene:
Die Documenta und die Karikatura sind getrennt. Scheiße.
Ich erzähle gerne und ich mag Witze. Das ist ziemlich blöd, da Witze das
unintellektuellste sind was es gibt.Könnte man das nicht einfach tauschen ?
Also quasi alles was in der Documenta steht in die Karikatura verfrachten ?
Begründung ? Geld ! Die Documenta hat ein Budget von
19 Millionen Euro und von der Karikatura weiß ichs nicht, aber gegen
19 Millionen ist es sicher ein Mückenschiß. Mist! Ich wollte eigentlich
schreiben warum Charakteranimation keine Kunst ist, und jetzt bin ich
bei der Documenta rausgekommen. Ausgerechnet bei der Documenta !
Ich kann die Documenta nicht ausstehen. Ich hab mich nirgendwo
vergleichbar gelangweilt wie bei der
Documenta. Ich hab allerdings ein kleines Spielchen auf der Documenta
gemacht. Ich hab Leute neben Malerei fotografiert, so in etwa, als ob ich
zufällig den Künstler persönlich angetroffen hätte. Das hat mir einigerma -
ßen den Tag gerettet. Ich werden vielleicht irgendwann noch
weiterschreiben warum Charakteranimation keine Kunst ist,
aber für heute reichts.

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