Friday, September 26, 2008

Wahrsager und Nazituch

Gestern haben Anita und ich einen Tagesausflug von Varanasi nach
Sarnath gemacht. Unser Rikschafahrer war ganz in Ordnung und
hat ohne grosses Trara einen echt guten Preis gemacht.
Also haben wir uns verschiedene Buddhatempel in Sarnath
angeschaut und einen Amerikaner namens Wilhiam Regan getroffen,
der schon 9 Monate auf Achse durch Asien ist und alles war recht
angenehm. Dann sind wir zurueckgefahren und haben an einem Ort
gehalten wo man sich die Zukunft voraussagen lassen kann.
Unser Rikschafahrer sagte kostenlos. Anita und ich sind eigentlich
mitlerweile mit den indischen Marketingmethoden vertraut,
aber das war eine extreme Variante davon. Eigentlich wars sehr
angenehm. Was auch Teil der Marketingstrategie ist. Es wird Vertrauen
aufgebaut. Interessanterweise konnten Anita und ich in einer
echten Seidenmanufaktur zuschauen, wie hier Seide hergestellt wird.
Der Chef unseres Rischkafahrers der nebenbei numerologisch versierter zukunftsvorraussagender Sufi ist, zeigte uns diese Webstuehle.
Die Webstuehle waren der Hammer. Sie funktionieren mit
Lockkarten. Sind also programmiert. Ansonsten arbeitet man
hier wie in England im 18. Jahrhundert an Textilien.
Nachdem wir uns angeschaut hatten wie die Seide gemacht
wird gingen wir mit dem Mann in seinen Laden und assen
was mit ihm. Er durfte grade wieder was essen weil die Sonne
gerade am untergehen war und Ramadan ist. Anita und ich sind
schon immer auf der Hut sobald man uns Sachen anbietet und
sehr freundlich ist. Aber wir wollten unbedingt den Spass
mitmachen und uns die Zukunft vorraussagen lassen.
Also haben wir einen Bissen gegessen und uns dann alle
wichtigen Fragen unseres Lebens beantworten lassen.
Wir wurden echt sehr gut unterhalten. Coole show insgesamt.
Als Gegenleistung mussten wir ein Tuch kaufen.
Aus Hoeflichkeit quasi. Fuer 360 R. Das Tuch sieht extrem
aetzend aus und hat lauter Hakenkreuze drauf.
Ich gebs heute dem Rikschafahrer zurueck.
Ausserdem ist es sicher nicht aus der Textilmanufaktur, die uns
am Anfang gezeigt wurde. Wir haben uns also ein bisschen
abrippen lassen. 5 Euro abrippen lassen. Normalerweise habe
ich kein Problem damit unhoeflich zu sein, aber die
Zukunftvorraussageshow wollte ich unbedingt wuerdigen.
Was mich in Indien manchmal nervt sind diese Versuche
emotionaler Erpressung. Man soll immer aus Hoeflichkeit
abscheuliches Zeug kaufen. Andererseits kann man eine
Menge lernen dabei. Das indische Zusammenleben basiert
auf Lug und Trug, aber es gehoert hier so sehr zum Alltag,
dass man es als voellig normal erachtet.
Inder sind, so scheints, auch extrem stolz auf ihre Tricks.
In der "India Today" wurde gestern stolz darueber berichtet,
mit welchem Verkaufsgeschick man den Amerikanern
einen Deal zur Produktion von Atomwaffen angeboten hat.
Die Inder spinnen, aber man kann viel von ihnen lernen.

1 comment:

André Debus said...

Das Tuch mit den Swastikasymbolen hätte ich an Deiner Stelle behalten. Stelle Dir doch mal vor was man damit für einen herrlichen Kunsttrash in unseren Gefielden treiben könnte.