Bei Japoa, geht es darum einen Hilfsakt zu leisten. Genaueres über das
Konzept kann man sich bei www.japoa.org reinziehn.
Ich denke natürlich hin und wieder über dieses Konzept nach, da es
eben eines meiner Projekte ist, und ich wundere mich des öfteren
darüber, daß japoa sinnstiftend wirken kann. Japoa ist ein System das
gleichzeitig vernünftig erscheint, sinnstiftend wirkt und eine ästhetische
Qualität hat. Diese ästhetische Qualität entspringt in meinem Fall bislang
meiner Beziehung zu Bruno, den ich im Januar in Uganda besucht habe.
Sie entspringt dem daß ich einen sehr guten Freund kennengelernt habe,
und sich in meinem Kopf eine Art Gegenmodell zu meiner bisherigen Sicht
auf Uganda aufbaut. Dieses Gegenmodell baut sich deswegen auf, weil ich
mit Bruno Informationen austausche, an ihn denke und während meines
Besuches bei ihm einige ungewöhnliche Erfahrungen gemacht habe, die in
krassem gegensatz zu dem stehen, was ich vorher über dieses Land wußte.
Meine Informationen die ich vorher über dieses Land hatte, wurden mittels
Medien transportiert, die einer Art propagandistischem Zweck folgten,
oder mich als Nachrichten über Fernsehen oder Zeitungen erreichten.
Insofern handelte es sich dabei meistens um Informationen, die speziell
das Elend von Afrika bzw. Uganda herausstellten, meistens mit dem
Hinweis verknüpft, diesem Elend durch eine Geldspende Einhalt
zu gebieten, oder um Informationen aus den Nachrichten, die sich meist
um Gewalt oder Kriege drehten. Meine eigene Erfahrung geht in eine
völlig andere Richtung. Die Lebensqualität in diesem Land ist wirklich
nicht schlechter als in unserem. Ich will hier keine Ode auf das einfache
Leben singen und a la Rouseau die Vorzüge eines primitiven Daseins und
die damit verlorengegangene Chance auf ein verlorengeglaubtes Gefühl
individueller Ganzheit und Glückseeligkeit besingen. Ich habe mich nicht
unter Leuten in unberührtem Naturzustand befunden, als ich in Uganda
war, das nur mal vorneweg.
Ich stelle nur fest, daß ich mit einer völlig anderen Realität konfrontiert
wurde, und ich die Auseinandersetzung mit dieser Kluft als bereichernd
empfinde. Der Film den ich in Uganda gemacht habe, geht deshalb
auch in die Richtung einen Gegenpol zu der Art von Informationen zu
setzen, wie ich sie hier in Deutschland über Uganda mitbekomme.
Ich nenne mal zwei Beispiele von tollen Filmen die in Uganda oder
neben Uganda spielen. Den einen "Darwins Nightmare" hab ich vor
ungefähr einem Jahr angeschaut. Ich finde diesen Film wirklich extrem
gut. Er zeigt auf sehr drastische Art und Weise eine ökonomische und
soziale Situation rund um den Viktoria Lake auf. Die Absurdität extremer
Armut bis hin zu der Tatsache, daß die, um den Lake Victoria lebenden
Menschen, große Probleme haben Essen auf den Teller zu bekommen,
vor dem Hintergrund, das aus demselben See täglich vier Tonnen
Victoriabarsch nach Europa exportiert werden. Wie gesagt, der Film
ist extrem gut gemacht und ich bin ein großer Bewunderer. Man fragt
sich ständig warum die Leute ihren Fisch nicht einfach selber futtern,
anstatt Klebstoff zu schnüffeln und an Gräten rumzukauen.
Man bekommt jedenfalls den Eindruck, daß man es mit der Hölle
auf Erden zu tun hat. Ich dachte also, daß die Gegend um den
Victoriasee die schlimmste Gegend ist die es gibt.
Viele Szenen spielen in dem Film auch am Flughafen in Entebbe in
Uganda, und nachdem ich den Film gesehen habe, war ich mir
nicht mehr sicher ob es da überhaupt regelmäßigen Flugverkehr
gibt. In der Realität sahs dann schon einigermaßen anders aus. Es war
schönes Wetter und der Flughafen funktioniert ähnlich gut wie andere
Flughäfen.
Der andere Film war ein Film über sogenannte "memory books", den
ich bei der Uraufführung im Iwalewahaus in Bayreuth angeschaut habe.
Es war ein sehr poetischer Film über Frauen in und rund um Kampala
( ich glaube es war Kampala ) in Uganda die HIV positiv sind und so -
genannte "memory books" mit ihren Kindern anfertigen, in denen sie
ihnen ihre Familiengeschichte aufzeichnen, malen oder schreiben. Die
Memory books werden dabei oft von Müttern und Kindern gemeinsam
gestaltet, da das mündliche Erzählen und die gemeinsame Arbeit an
den Büchern bereits zu dieser Form des Erinnerns gehört. Der Film
wirklich sehr gelungen. Das Sujet ist an sich melancholisch - eine ausge -
zeichnete Ausgangslage für einen poetischen rührenden Film, um
eine Bemerkung mit dem kalten filmemacherischen Analyseauge zu
äußern. Aber wie gesagt, sehr gelungen. Viereinhalb von fünf Sternen.
Ok. Diese beiden Filme bilden also die zwei ästhetischen Pole, zwei
krasse Gegenteile, "Darwins Nightmare" - ein Horrorfilm und "Memory
books" - eine romatische Erzählung, obwohl beides Dokumentarfilme
sind. Wo es Armut gibt, kann man massenhaft tragischen Stoff sammeln,
den man filmisch gut ausspielen kann. Und das ist kein Vorwurf.
Das ist einfach die Dramaturgie unserer Nachrichten und Medienland -
schaft, für die solche Filme gemacht werden. ( Wie jeder versierte
Fernsehzuschauer nach einiger Zeit gemerkt hat, gibt es eine bestimmte
Struktur Dinge darzustellen die wir Aristoteles zu verdanken haben
und seiner Idee von der "Katharsis" ( griech.: sc.e..ß..n ))
Japoa gehört ebenfalls zu einer heutigen Medienlandschaft, die ihr
Gesicht jedoch in den letzten zwanzig Jahren durch das Aufkommen des
Internets extrem gewandelt hat und es noch tut. Das web zwei (keine
Angst, keine nervtötenden Lobgesänge auf das web zwei Punkt null )
basiert auf der Partizipation der Beteiligten. Die Grenzen zwischen
Produzent und Rezipient werden durchlässiger. Der Film den ich für das
japoa Projekt gemacht habe, hat also den Zweck andere Seiten, als die
von Armut, Tot und Gewalt darzustellen, soll aber, meiner Intetion
nach vor diesem Hintergrund funktionieren. Zumndest funktioniert mein
bereicherndes Erleben vor dem Hintergrund, daß die Realität in Uganda
eben nicht nur aus Armut und Gewalt besteht, sondern eine Lebensqualit -
tät aufweisen kann, die die europäische Übersteigt.
Ich wollte ja eigentlich etwas darüber schreiben, warum ich japoa als sinn -
stiftend wahrnehme, aber jetzt mach ich erstmal Mittag...
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
1 comment:
Post a Comment